Mundtrockenheit, medizinisch als Xerostomie bezeichnet, ist ein häufiges Problem, das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Es handelt sich dabei um ein Symptom, bei dem die Speichelproduktion verringert ist oder die Zusammensetzung des Speichels verändert wird. Mundtrockenheit kann zu Beschwerden beim Sprechen und Schlucken führen, das Kariesrisiko erhöhen und den Geschmackssinn beeinträchtigen. In diesem Artikel betrachten wir die verschiedenen Ursachen von Mundtrockenheit und ihre Auswirkungen.
Inhaltsverzeichnis
1. Medikamente als häufige Ursache
Einfluss auf Speichelproduktion
Medikamente sind eine der häufigsten Ursachen für Mundtrockenheit. Mehr als 500 verschiedene Arzneimittel können als Nebenwirkung zu einer reduzierten Speichelproduktion führen. Die Wirkung auf die Speicheldrüsen kann dabei auf verschiedenen Mechanismen beruhen:
- Blockade der Nervenreizübertragung zu den Speicheldrüsen
- Veränderung der Durchblutung der Speicheldrüsen
- Direkte Beeinträchtigung der Drüsenfunktion
- Beeinflussung des Wasser- und Elektrolythaushalts
Die Stärke der Mundtrockenheit variiert je nach Medikament, Dosierung und individueller Empfindlichkeit. Oft tritt die Mundtrockenheit kurz nach Beginn der Medikamenteneinnahme auf und kann bei längerer Anwendung chronisch werden.
Beispiele: Antiepileptika, Chemotherapie, Psychopharmaka, Schmerzmittel, Antidepressiva
Zu den Medikamentengruppen, die besonders häufig Mundtrockenheit verursachen, gehören:
Antiepileptika: Medikamente wie Carbamazepin, Phenytoin und Valproinsäure, die zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden, können die Speichelproduktion hemmen. Diese Medikamente wirken oft auf das zentrale Nervensystem und beeinflussen dadurch auch die Nervensteuerung der Speicheldrüsen.
Chemotherapeutika: Bei der Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzte Chemotherapeutika schädigen nicht nur Krebszellen, sondern können auch die Speicheldrüsen in Mitleidenschaft ziehen. Die Mundtrockenheit kann während der Behandlung besonders ausgeprägt sein und in manchen Fällen auch nach Abschluss der Therapie bestehen bleiben.
Psychopharmaka: Antipsychotika, Beruhigungsmittel und Anxiolytika haben oft anticholinerge Wirkungen, die direkt die Speichelproduktion reduzieren. Besonders ältere Präparate wie trizyklische Antidepressiva oder klassische Neuroleptika zeigen diese Nebenwirkung häufig.
Schmerzmittel: Insbesondere Opioide wie Morphin, Codein oder Fentanyl können zu erheblicher Mundtrockenheit führen. Diese Mittel wirken dämpfend auf das zentrale Nervensystem und reduzieren dabei auch die Speichelproduktion.
Antidepressiva: Vor allem selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) können Mundtrockenheit verursachen. Bei älteren Antidepressiva wie den trizyklischen Antidepressiva ist diese Nebenwirkung noch ausgeprägter.
Weitere Medikamente, die häufig Mundtrockenheit verursachen, sind:
- Antihistaminika (Allergiemedikamente)
- Blutdrucksenkende Mittel (besonders Diuretika und Betablocker)
- Parkinson-Medikamente
- Muskelrelaxantien
- Bestimmte Antibiotika
2. Krankheiten und Behandlungen als Auslöser
Speicheldrüsentumore
Tumore der Speicheldrüsen können direkt die Funktion der betroffenen Drüsen beeinträchtigen. Es gibt verschiedene Arten von Speicheldrüsentumoren:
- Gutartige Tumore wie das pleomorphe Adenom
- Bösartige Tumore wie das Mukoepidermoidkarzinom oder das adenoid-zystische Karzinom
Abhängig von Größe und Lage des Tumors kann die Speichelproduktion teilweise oder vollständig behindert werden. Auch nach operativer Entfernung von Speicheldrüsentumoren kann eine dauerhaft reduzierte Speichelproduktion die Folge sein, besonders wenn größere Teile der Drüsen mit entfernt werden mussten.
Strahlentherapien im Kopf-Hals-Bereich
Eine Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich, wie sie beispielsweise zur Behandlung von Tumoren im Mundraum, Rachen oder Kehlkopf eingesetzt wird, kann erhebliche Schäden an den Speicheldrüsen verursachen. Die Speicheldrüsen sind besonders strahlenempfindlich, und bereits Strahlendosen von 10-15 Gray können zu einer deutlichen Verringerung der Speichelproduktion führen.
Die Auswirkungen der Strahlentherapie auf die Speicheldrüsen können in drei Phasen unterteilt werden:
- Akute Phase: Während und unmittelbar nach der Behandlung tritt eine Entzündungsreaktion auf, die zu einer veränderten Speichelzusammensetzung und -menge führt.
- Subakute Phase: In den Wochen nach der Behandlung kann sich die Funktion teilweise erholen.
- Chronische Phase: Bei höheren Strahlendosen kann es zu irreversiblen Schäden und einer dauerhaften Xerostomie kommen.
Moderne Bestrahlungstechniken wie die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) versuchen, die Strahlendosis an den Speicheldrüsen zu reduzieren und so das Risiko einer permanenten Mundtrockenheit zu verringern.

Autoimmunerkrankungen wie Sjögren-Syndrom
Das Sjögren-Syndrom ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Drüsen angreift, insbesondere die Tränen- und Speicheldrüsen. Es führt zu einer fortschreitenden Zerstörung dieser Drüsen und damit zu trockenen Augen (Keratoconjunctivitis sicca) und trockenem Mund (Xerostomie).
Das Sjögren-Syndrom kann als primäre Erkrankung auftreten oder sekundär in Verbindung mit anderen Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus erythematodes oder Sklerodermie. Es betrifft überwiegend Frauen (etwa 90% der Fälle) und manifestiert sich typischerweise zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr.
Neben der Mundtrockenheit können folgende Symptome auftreten:
- Schwierigkeiten beim Kauen und Schlucken fester Nahrung
- Brennen im Mund
- Vermehrte Kariesbildung
- Geschmacksstörungen
- Entzündungen der Mundschleimhaut
Wechseljahre
In den Wechseljahren erleben viele Frauen hormonelle Veränderungen, die sich auf verschiedene Körperfunktionen auswirken können, einschließlich der Speichelproduktion. Der sinkende Östrogenspiegel kann zu einer Verringerung der Speichelmenge und einer Veränderung der Speichelzusammensetzung führen.
Die Mundtrockenheit während der Menopause wird oft von anderen Symptomen begleitet:
- Hitzewallungen
- Nächtliches Schwitzen
- Schlafstörungen
- Stimmungsschwankungen
Diese Faktoren können die Wahrnehmung der Mundtrockenheit verstärken. Durch die nächtlichen Schweißausbrüche und die damit verbundene Flüssigkeitsverluste kann die Mundtrockenheit besonders am Morgen ausgeprägt sein.
3. Alter und Austrocknung der Speicheldrüsen
Verringerte Speichelproduktion im Ruhezustand
Mit zunehmendem Alter tritt häufig eine physiologische Veränderung der Speicheldrüsen auf. Das Drüsengewebe wird teilweise durch Fett- und Bindegewebe ersetzt, was zu einer verminderten Funktionsfähigkeit führt. Besonders die Produktion von Ruhespeichel, der kontinuierlich zur Befeuchtung der Mundschleimhaut abgesondert wird, nimmt ab.
Verschiedene altersbezogene Faktoren tragen zur Mundtrockenheit bei:
- Natürliche Degeneration der Speicheldrüsen
- Vermehrte Einnahme von Medikamenten im Alter
- Chronische Erkrankungen, die die Speichelproduktion beeinflussen
- Veränderte Flüssigkeitsaufnahme und -ausscheidung
- Häufigere Mundatmung durch Schlafprobleme
Es ist wichtig zu beachten, dass Öle die Ursache der Mundtrockenheit nicht beseitigen, sondern nur die Symptome lindern können. Obwohl viele Patienten nach dem besten Mittel gegen Mundtrockenheit suchen, gibt es keine universelle Lösung für alle Betroffenen. Bei anhaltender oder schwerer Mundtrockenheit sollte daher immer ärztlicher Rat eingeholt werden.
Öl als mögliche Unterstützung
Bei altersbedingter Mundtrockenheit können Öle eine hilfreiche Ergänzung zur Linderung der Symptome sein. Verschiedene Öle können verwendet werden, um die Mundschleimhaut zu befeuchten und zu pflegen:
Olivenöl: Reich an Antioxidantien und entzündungshemmenden Substanzen, kann es die Mundschleimhaut schützen und befeuchten. Das Ölziehen mit Olivenöl, bei dem das Öl für einige Minuten im Mund bewegt wird, kann die Speichelproduktion anregen.
Kokosöl: Hat antimikrobielle Eigenschaften und kann helfen, das Gleichgewicht der Mundflora zu erhalten. Durch seine geschmeidige Konsistenz bietet es einen langanhaltenden Feuchtigkeitsfilm.
Leinsamenöl: Reich an Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken können und zur Gesundheit der Schleimhäute beitragen.
Mandelöl: Mild im Geschmack und reich an Vitamin E, das zur Regeneration der Schleimhäute beitragen kann.
Die Anwendung kann auf verschiedene Weise erfolgen:
- Ölziehen (10-15 Minuten das Öl im Mund bewegen und anschließend ausspucken)
- Einmassieren kleiner Mengen Öl in die Mundschleimhaut
- Verwendung spezieller Mundsprays auf Ölbasis
Es ist wichtig zu beachten, dass Öle die Ursache der Mundtrockenheit nicht beseitigen, sondern nur die Symptome lindern können. Bei anhaltender oder schwerer Mundtrockenheit sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden.
Fazit
Mundtrockenheit kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, von Medikamentennebenwirkungen über spezifische Erkrankungen bis hin zu altersbedingten Veränderungen. Die Identifizierung der zugrundeliegenden Ursache ist der erste Schritt zu einer effektiven Behandlung. In vielen Fällen kann die Mundtrockenheit gelindert werden, sei es durch Anpassung der Medikation, spezifische Behandlungen der Grunderkrankung oder symptomatische Maßnahmen wie die Verwendung von Speichelersatzmitteln oder natürlichen Ölen.
Bei anhaltender Mundtrockenheit ist es ratsam, einen Zahnarzt oder Arzt aufzusuchen, da unbehandelte Xerostomie zu Zahnschäden, Mundinfektionen und einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen kann.